Dorffest und Diskussion: Was hat Degrowth mit Kohleausstieg zu tun?
Beim Dorffest in Pödelwitz trafen sich Klimaaktvistis mit Pödelwitzer*innen, es gab Eis, Kaffee und Kuchen und natürlich ein buntes Kulturprogramm. Highlight war die Band „Tuba Libre“.
Im Podium diskutierten Jens Hausner, Christian von Hirschhausen und Yvonne Takang über gesellschaftliche Wandel von der lokalen zur globalen Ebene. Für Jens ist klar, dass das Wohl von Unternehmen nicht länger über dem Wohl der Allgemeinheit stehen darf. Konkret heißt das, die Kohle unter Pödelwitz bleibt genau da, wo sie ist, nämlich im Boden. Christian begann mit motivierenden Worten: Die Klimabewegung hat schon viel erreicht und der Kohleausstieg wird kommen. Vielmehr müssen wir weiter denken: nach der Kohle müssen wir auch aus Öl und Gas aussteigen. Yvonne stellte eine globalere Perspektive in den Mittelpunkt: Menschen im globalen Süden haben am wenigsten zum Klimawandel beigetragen, sind aber am stärksten mit den Folgen konfrontiert. Hier geht es zunächst darum, genug Nahrungsmittel zu produzieren, damit alle Menschen satt werden. Und genau das wird aufgrund der Klimakrise immer schwieriger.
Campauftakt und Demo in Leipzig
Heute Morgen wurden noch Bänke geschleppt, die Bar aufgebaut und letzte Solarmodule verkabelt. Jetzt hat das Klimacamp endlich richtig begonnen. Wir freuen uns auf eine inspirierende Woche mit vielen tollen Workshops, Konzerten und ganz vielen Denkanstößen für eine demokratische und solidarische Gesellschaft.
Parallel fand heute die Demo „Kohle Stoppen!“ in Leipzig statt. Impressionen vom heutigen Tag findet ihr hier:
Offener Brief an Ministerpräsident Kretschmer
Sehr geehrter Herr Kretschmer,
wir möchten mit einem offenen Brief auf ihren Tweet von heute gegen 15 Uhr antworten. Ihr Statement zeigt, ganz im Sinne der sächsischen CDU, dass zivilgesellschaftliches Engagement hier unerwünscht ist.
Wäre nach #Podelwitz gekommen. Aber Initiatoren verhindern gemeinsame Erklärung und klares Bekenntnis zu friedlichem Protest. Ich sage Ja zu Gesprächen zur Energiepolitik; Nein zu Gewalt und Blockaden. #mibrag #sachsen
— Michael Kretschmer (@MPKretschmer) 27 July 2018
Vor vier Wochen wurden Sie vom Bündnis Pödelwitz bleibt und der Degrowth-Sommerschule zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung in der Region eingeladen, um dort mit Ihnen über die sozial-ökologische Transformation und eine Zukunft für Pödelwitz zu sprechen.
Trotz mehrfacher Rückfragen meldeten Sie sich erst heute mit einer Absage. Angeblich, weil sich die Initiator*innen nicht von Gewalt distanzieren würden. Auf die Frage, was an unserer Veranstaltung gewalttätig sei, antworteten Sie ausweichend und erklärten, dass Veranstaltungen der Klimabewegung im „globalen Zusammenhang“ zu sehen seien.
Durch die MIBRAG und unser profitorientiertes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem wird massive Gewalt ausgeübt. Hier vor Ort werden Menschen zwangsumgesiedelt und Dörfer abgebaggert. Auch Extremwetterereignisse, wie die anhaltende Dürre, die hier in der Region zu Ernteausfällen und Fischsterben führt, werden sich im Zuge des Klimawandels häufen. Gerade im „globalen Zusammenhang“ heizt jede Tonne Kohle, die in Deutschland verbrannt wird, den Klimawandel weiter an. Durch Extremwetterereignisse, wie Stürme und Überschwemmungen sterben Menschen oder verlieren ihre Lebensgrundlage.
Das ist die Gewalt, gegen die wir uns stellen! Wir möchten Gesellschaft so gestalten, dass ein gutes Leben für Alle möglich ist. In den nächsten Tagen werden wir gemeinsam miteinander lernen, uns vernetzen und Alternativen für eine global gerechte Zukunft erproben.
Gesellschaftlicher Wandel braucht breite Bündnisse und vielfältige Aktionsformen. In der Vergangenheit wurden durch zivilen Ungehorsam wichtige Veränderungen erkämpft, die uns heute als selbstverständlich erscheinen. Angesichts der Dringlichkeit des Klimawandels und um eine Gesellschaft zu erkämpfen, die ein gutes Leben für Alle ermöglicht, solidarisieren wir uns als Klimacamp Leipziger Land mit Aktionen des zivilen Ungehorsams wie „Ende Gelände“ und „Kohle erSetzen!“.
Das Camp wird aufgebaut
Der Aufbau der Klimacamps hat begonnen. Etwa 30 Menschen werkeln gerade fleißig in Pödelwitz, bauen Zelte auf, legen Wasserleitungen für Waschbecken und bauen Kompostklos. In drei Tagen geht’s schon los. Wie ihr zum Camp kommt und was ihr alles mitbringen könnt findet ihr hier.
In der Nähe gibt es einen See, sodass ihr euch in der anhaltenden Hitzewelle bisschen abkühlen könnt. Wer Lust hat den Aufbau zu unterstützen kann auch jetzt schon anreisen. Morgens gegen neun findet ein Aufbauplenum statt, dort werden die anstehenden Aufgaben besprochen.
Mobi-Video: Wer macht Kohle mit der Kohle?
Wer macht eigentlich Kohle mit der Kohle?
Mibrag, RWE, EPH und PGE, diese Unternehmen bauen Braunkohle ab.
Für ihren Profit werden Lebensgrundlagen zerstört, das Klima verheizt und Menschen vertrieben, hier und anderswo in der Welt. Schluss damit.
Wir wollen Gesellschaft sozial, ökologisch und demokratisch gestalten. Das schaffen wir nur gemeinsam. Auf dem Klimacamp entwickeln wir Ideen, lernen miteinander und leben praktische Alternativen. Mit lauten und leisen Stimmen, Kooperation, Widerstand und guter Mukke.
Komm vorbei, stell deine Fragen und misch dich ein.
Für ein gutes Leben. Für alle.
Helfende Hände gesucht
Ihr wolltet schon immer mal wissen wie ein Klimacamp entsteht? Wie viele Menschen es braucht um ein Festzelt aufzustellen? Und wie werden eigentlich all diese Menschen verpflegt?
Das Klimacamp Leipziger Land rückt näher und wir planen und organisieren wie wild – unter anderem den Auf- und Abbau! Damit dieser gelingt, freuen wir uns über eure Unterstützung!
Ab dem 23.7. finden sich Menschen auf dem Gelände in Pödelwitz zusammen, um die Campstrukturen aufzubauen – kommt dazu, wenn ihr helfen wollt!
Neben dem regen Tätigsein beim Aufbau des Camps wird dort auch Raum sein, die Menschen und Strukturen, die hinter dem Klimacamp im Leipziger Land stehen, kennenzulernen.
Auf jeden Fall eine super Gelegenheit euch einzubringen und in fröhlicher Atmosphäre gemeinsam ein Camp zu erschaffen.
Damit wir einen Überblick bekommen, wie viele Menschen zu welchem Zeitpunkt da sein werden, meldet euch doch gerne mit dem Betreff „Helfende Hände“ unter campleben-kcsc18 [ät] riseup.net.
Kohleradeln – Radtour zum Klimacamp Leipziger Land
Der BUND Sachsen lädt zur gemeinsamen Radanreise zum Klimacamp ein:
Treffpunkt: 29. Juli | 11 Uhr | Sachsenbrücke
„Das Klimacamp geht eine Woche mit Bildung, Vernetzung und Aktion. Der lokale Anlass ist dabei die drohende Zerstörung der Dörfer Pödelwitz und Obertitz für den Braunkohleabbau. Wir fahren zum Auftakt hin und werden dort rechtzeitig für das Dorffest in Pödelwitz ankommen. Artikel weiterlesen
Degrowth-Sommerschule: Die Anmeldung ist offen!
Ab sofort könnt ihr euch für die Kurse der Degrowth-Sommerschule zu „Visionen für die sozial-ökologische Transformation“ anmelden. Die Sommerschule wird vom 29. Juli bis 02. August auf dem Klimacamp Leipziger Land zu Gast sein.
Jetzt anmelden!
…oder vorher im Programm stöbern.
Nächstes Vorbereitungstreffen: 06. bis 08. Juli in Leipzig
Du möchtest das Klimacamp aktiv unterstützen, z.B. in der Logistik, der Organisation des Programms oder der Öffentlichkeitsarbeit? Dann bist du herzlich zum nächsten Vorbereitungstreffen eingeladen. Das findet vom 06.07 bis 08.07 in Leipzig statt.
Wenn du teilnehmen möchtest, dann schreib einfach eine kurze Mail an prozess-kcsc18[at]riseup.net.
Wir freuen uns auf neue Unterstützer*innen!
Macht mit: Inforadtour zum Tagebau Vereinigtes Schleenhain und nach Pödelwitz
Le Klima und das Bündnis „Pödelwitz bleibt!“ laden zur Radtour „Die Phasen der Braunkohle“ ein:
Wann? 27. Mai, 10 Uhr
Wo? Eingang Rennbahn Scheibenholz, Leipzig
Klimawandel und Umweltverschmutzung sind zu allgegenwärtigen Themen in unserem Alltag geworden – und doch erscheinen sie immer weit entfernt und irgendwie unfassbar. Dies wollen wir bei einer gemeinsamen Radtour ändern. Die Radtour soll Ursachen und Folgen der Braunkohleverstromung im direkten Umfeld von Leipzig aufzeigen. Artikel weiterlesen